Für welche Zahlenpaare ist das Potenzieren kommutativ ?

von
DIETER KÖTTER
 
Während für die erste und zweite Rechenstufe a+b = b+a bzw. a·b = b·a gilt, ist bei der dritten Rechenstufe, dem Potenzieren im allgemeinen ab ¹ ba . Jeder kennt jedoch das Beispiel 24 = 42 . Man kann sich die Frage vorlegen, welche weiteren Zahlenpaare (x/y) es gibt, für die xy = yx gilt . Wir werden im Folgenden solche Zahlenpaare potenzkommutativ nennen.

Für x und y sollen beliebige komplexe Zahlen zugelassen sein (die Null ausgenommen, da sie von vornherein ausscheidet). Alle x,y Î C können dann in der Form

x = ea,bzw. y = ea+k        (1)

dargestellt werden. Im Fall reeller und positiver (x,y) ist die Darstellung umkehrbar eindeutig und a,k Î R. Für Alle x,y Î C\R hat wegen der Beziehung ez = ez+2pi jedes x bzw. y unendlich viele Darstellungen.


1.  Reelle Zahlenpaare

Für reelle x,y folgen aus xy = yx die äquivalenten Beziehungen
x·lny = y·lnx, bzw.         ( 2)

Für die gesuchten Zahlenpaare ist demnach das logarithmische Verhältnis gleich dem gewöhnlichen Verhältnis. Setzen wir (1) in (2) ein, so ergibt sich

   ,   , 

und damit  , sowie 

. Mit  erhalten wir

        und         (3)
Wir haben somit eine Parameterdarstellung für die gesuchten Zahlenpaare. Notwendig und hinreichend dafür, daß xy = yx gilt, ist, daß\ x und y Lösungen der Gl.(3) sind. Aus dieser Darstellung ersieht man, daß x und y reell und durch eindeutig bestimmt sind, wenn  .
Diese Lösungen werden wir zuerst untersuchen. Die Ausdrücke (3) sind aus der Analysis gut bekannt. Mit wachsendem b ist nämlich x monoton steigend und y monoton fallend, wobei    ist.

Wegen (3) gilt   und .

Jedem x Î R+ mit 1 < x < e ist aufgrund der Monotonie und der Stetigkeit der Funktion (3) genau ein y Î R+ zugeordnet mit e < y < ¥. Da x = 2 die einzige ganze positive Zahl zwischen 1 und e ist, ergibt sich, daß (2/4) das einzige Paar natürlicher Zahlen ist, welches potenzkommutativ ist.

Die nächste Aufgabe soll sein, die Gesamtheit aller rationalen potenzkommutativen Zahlenpaare zu ermitteln. Es ergibt sich sofort, daß

für n Î N     x(n) und y(n) immer rational sind. Die Tabelle zeigt die ersten Werte:
x(n) 
 
 
 
y(n) 
 
 

Es gilt also z.B.  , was man durch elementare Umformung der Potenzen auch leicht nachrechnen kann.
Wir zeigen nun, daß das für beliebige x Î R+die einzigen rationalen Losungen sind. Wenn x und y beide rational sind, muß auch  und damit b rational sein. Sei also  , mit p,q Î N und teilerfremd. Es gilt dann

.

x kann nur rational sein, wenn , mit r,s Î N, r > s und r,s teilerfremd .
daraus folgt p+q = rq  ;  p = sq  und  rq = sq+q .
Sei r = s+k mit k Î N0 , dann gilt ( s+k)q = sq+q·sq-1·k+...+kq = sq+q .
Diese Beziehung ist nur erfüllbar, wenn q = 1 und k = 1 . Somit liefert b = p Î N alle rationalen Lösungen.

Wenn b eine nicht ganze rationale Zahl ist, erhält man für x und y algebraische irrationale Zahlen. Da jedem x Î R mit 0 < x < e , wie oben erläutert, genau ein y Î R mit y > e zugeordnet ist, gibt es natürlich Paare, bei denen die eine Zahl rational und die andere irrational ist. In diesem Fall muß wegen  die Zahl b irrational sein.

Es sei noch erwähnt, daß es unter den Zahlenpaaren (x/y) genau eins gibt, bei welchem x und y im Verhältnis des goldenen Schnitts stehen. Und zwar ist dies der Fall, wenn

bzw. b+1 = b2 gilt.

Die positive Lösung ist bekanntlich die Verhältniszahl  des goldenen Schnitts (der Major in bezug auf den Minor 1) . Die beiden potenzkommutativen Zahlen sind dann xg = gg = 2,17845...

und     yg = gg+1 = 3,52481... .

Das Besondere dieser beiden Zahlen ist, daß sowohl ihr gewöhnliches Verhältnis als auch ihr logarithmisches Verhältnis gleich g ist und zwar zu jeder beliebigen Basis:

.

Als Folge dieser Beziehungen gelten eine Reihe merkwürdiger Gleichungen, von denen wir hier einige aufführen.

x·g = xg = y ;     ylog x = g ;     glog y = g+1 ;
xlog g =   ;   ylog g =  ;     (xlog g)/(ylog g) = g        usw.
 
2. Komplexe Zahlenpaare (Fortsetzung folgt)

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